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Top 10 - Die besten Coming-of-Age Filme

Interessant ist am Coming-of-Age Film, dass er zwischen den Stadien "Kind" und "Erwachsen" die grundlegenden Fragen des Lebens in einer Art Zwischenstadium des Heranreifens behandelt. Weder wird von Kindern erzählt, die sich unbedarft die Welt erschließen, noch von in der Welt angekommenen sesshaft gewordenen Erwachsenen. Und dieses Zwischenstadium des Suchens, der Hoffnung und Verzweiflung und der Konfrontation der eigenen Wünsche mit einer schon immer dagewesenen Welt erweist sich als Metapher für ein beständiges Gefühl des Lebens im Allgemeinen.


10. Wo die wilden Kerle wohnen

… Einsame Seelen in einer warmen Welt. Hier lauert unter den sonnendurchfluteten Bildern eine große Melancholie. Hier verbirgt sich der Schmerz im Inneren. Vom Alleinsein, vom ungesehen Sein, von zerreißender Manie und der Kraft der Fantasie. Der Film lebt von seiner einmaligen Stimmung.


9. Adventureland

… Unterschätzte Komödie um Liebe und Sexualität (oder wie es die Hauptperson James sagen würde: Geschlechtsverkehr). Gerade in seiner Bodenständigkeit und bescheidenen Inszenierung bestechend. Über junge Erwachsene, die kurz vorm Aufbruch stehen, in alten Beziehungen verhaftet bleiben oder sich mit der Bequemlichkeit des durchschnittlichen Daseins bereits zufriedengegeben haben. Bietet Raum für die Frage: Wohin soll mein Leben gehen? Ohne dabei prätentiöse Antworten zu geben, aber die unbeantwortete Frage bereits selbst auskostend.


8. Oh Boy

… in einer wunderbar jazzigen Berliner Atmosphäre die Ziellosigkeit eines jungen heranwachsenden Studenten in den Blick nehmende „Never Coming-of-Age“-Geschichte. Trist und melancholisch, aber gleichzeitig gelassen apathisch mit der genau richtigen Dosis feinsinnigen Humors. Für alle, die das Gefühl kennen, nur ein/e unbeteiligte/r Beobachter/in in einer vor sich hin gelebten Welt zu sein.


7. Rushmore

… Jason Schwartzman als unverbesserlicher Teenager mit Herz, dessen Tatendrang und Liebe zur Sache jede Kritik von außen verblassen lässt. Gewährt Einblicke in das naiv-spielerische Wesen eines in die Erwachsenenwelt eintretenden Jugendlichen. Nimmt den Starrsinn und die Konventionen dieser Welt aufs Korn, indem sie überzeichnet mit dem lebensdurstigen welterforschenden Charakter der Hauptperson kontrastiert werden. Wie so üblich bei Wes Anderson: eine Hymne auf das Kind in uns.


6. Frances Ha

… zeigt Greta Gerwig wundervoll in ihrer Paraderolle als tapsige Mittzwanzigerin, die ungelenk durchs Leben stolpert und nicht so ganz ihren Platz in der Welt zu finden versteht, während ihre Mitmenschen scheinbar ganz problemlos an ihr vorbeiziehen. Ein Film, der das beklommene Gefühl des unangepasst und verloren Seins im Leben mit Leichtigkeit nimmt. Humorvoll, unverhohlen, aber existenzialistisch. Noah Baumbachs bester Film.


5. Thelma

… das Übernatürliche als Metapher des in den materiellen Raum verlagerten Begehrens einer ihre eigene Sehnsucht entdeckenden jungen Studentin. Über das Unkontrollierbare und das Unvorhersagbare in einer durchrationalisierten Welt. Eili Harboe spielt diese ihrer eigenen Wucht ausgesetzten Heldin mit glaubwürdiger Natürlichkeit bis in ihre erstaunten und ermatteten Gesichtszüge hinein.


4. Nymphomaniac 1 & 2

… zeigt das Heranwachsen einer Sexsüchtigen mit kompromissloser Eindringlichkeit. Ist aber keine Pathologie einer Erkrankten, sondern Metapher für ein unstillbares Verlangen im Allgemeinen. Die Tragik einer auf ewig unerfüllbaren Lebenslust findet hier eine zutiefst pessimistische Bebilderung, schafft es dadurch aber das Gefühl des sinnlosen Daseins in voller Tragweite zu beschwören.

„Aus der Nacht der Bewußtlosigkeit zum Leben erwacht findet der Wille sich als Individuum, in einer end- und gränzenlosen Welt, unter zahllosen Individuen, alle strebend, leidend, irrend; und wie durch einen bangen Traum eilt er zurück zur alten Bewußtlosigkeit. – Bis dahin jedoch sind seine Wünsche gränzenlos, seine Ansprüche unerschöpflich, und jeder befriedigte Wunsch gebiert einen neuen. Keine auf der Welt mögliche Befriedigung könnte hinreichen, sein Verlangen zu stillen, seinem Begehren ein endliches Ziel zu setzen und den bodenlosen Abgrund seines Herzens auszufüllen.“ (Arthur Schopenhauer)


3. Almost Famous

… Cameron Crowes stärkster Film erschafft in angenehm nostalgischer Stimmung eine Welt in der Größe, wie sie ein aufbrechender Teenager wahrnimmt. Gekonnt vermischt mit Musik und Popkultur. Feel-Good Movie, Roadmovie und dabei eine nie sich in kitschigen Sentimentalitäten verlierende Erlebnisansammlung. Immer gebunden an eine musikalische Erinnerungsatmosphäre. Das Leben als ein rhythmisch Eingefärbtes meisterhaft erfassend.


2. Fish Tank

… fängt die grundständige Sehnsucht und Zerbrechlichkeit der Jugend ein. Zeigt einfühlsam die naiven und doch so wahrhaftigen Träume und Hoffnungen eines Mädchens in schwierigen Verhältnissen. Die Fragen, die der Film aufwirft, gelten aber für das Aufwachsen im Allgemeinen, nicht nur für ein solches in einer prekären sozialen Umgebung. Vielleicht der Coming-of Age Film schlechthin.


1. So finster die Nacht

… unterkühltes schwedisches Drama, das die jugendlichen Nöte mit emphatischem Ernst begreift. Großartig gespielt und inszeniert. Ein kleiner Hauch von Wärme in einer kalten Welt.

Mancher Mensch hat ein großes Feuer in der Seele, und niemand kommt, um sich daran zu wärmen. (Van Gogh)


Natürlich ist es vermessen, eine so klar nummerierte Topliste aufzustellen. Auch ist es schwierig, zu entscheiden, welcher Film noch als Coming-of-Age Film durchgeht und welcher nicht. Aber die Liste dient als Angebot.