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Valerian

Der Film handelt von den jungen Weltraumagenten Major Valerian (Dane DeHaan) und Sergeant Laureline (Cara Delevingne), die sich auf einer Mission befinden, dessen Ziel nicht näher bekannt ist. In ferner Zukunft, etwa im Jahr 2580, reisen die beiden kreuz und quer durchs Universum. Zentrum und Anliegerstation für die menschliche Spezies bildet die der Erde nahegelegen Raumstation Alpha, die wie ein kleiner Mikrokosmos im schier grenzenlosen Weltall daherkommt. Zu Beginn des Films träumt Valerian von einer mit der Natur im Einklang lebenden Spezies auf einem unbekannten Planeten, deren friedvolles Leben durch unbekannte Mächte gewaltvoll durchbrochen wird, indem deren gesamter Planet einer Weltraumschlacht zum Opfer fällt.

Luc Bessons Film erweist sich, wie viele seiner Werke, als visionär. Hieraus bezieht er seine Stärken, aber auch seine größten Schwächen. Anders als die meisten Science-Fiction Filme unserer Zeit wendet sich Bessons Film nach vorne, ideenreich in die Zukunft. Es werden Kreaturen, Sujets und Kulturen geschaffen, die keinen Klischees vergangener Vorlagen entsprechen, sondern spielerisch und bunt bisher gänzlich Ungesehenes verkörpern. Zumindest weitestgehend. Für den Science-Fiction Film scheint jedoch folgendes Prinzip zu gelten:
Je weiter er in die Zukunft gewandt ist, je undeutlicher seine fiktive Welt und verschwommener seine möglichen Inhalte werden, umso traditioneller und stabiler werden seine grundlegenden Elemente sein. Der Erfolg des Star Wars Universums steht hierzu als Musterbeispiel mit seinen mythischen stereotypen Figuren oder seiner klassisch anmutenden Musik. Dieses Arrangement zwischen neuer Oberfläche und altbekanntem Fundament ist wohl die risikofreie Variante des Science-Fiction Films. Man kann sie jedoch nicht als visionär, im Sinne von weitblickend, bezeichnen.

Bessons „Valerian“ ist eben das zugute zu rechnen: dass er sich mutig in die Zukunft wagt und ungesehene Bilder schafft; mit dem Restrisiko, dass seine Figuren unnahbar sind, seine Bilder mit zu wenigen Informationen wie inhaltslose Effekte wirken und man als Zuschauer überfrachtet von dieser unbekannten Welt erschlagen zurückbleibt, ohne dass etwas im Gedächtnis geblieben wäre, außer ein Wust von Neuartigkeiten. Dem ist nicht so. Das mag nun aber daran liegen, dass sich der Film auf einer ganz anderen Ebene absichert: auf der des Plots.

Wenn die erschaffene Welt gänzlich unbekannt ist und keine konventionellen Bilder zur Orientierung dienen, dann kann die Struktur der Geschichte Abhilfe verschaffen. Valerian bezieht seine Konflikte repititiv aus dem Beziehungsgefüge der beiden Protagonisten und kümmert sich gar nicht um interessante Wendungen oder sonstige sehenswerte Verläufe. Auf fast dreiste Weise wird dem Zuschauer wieder und wieder die „Jungfrau in Not“ dargeboten. Die klassische Erzählung einer heimatlosen Märtyrerspezies oder die Geschichte des Verrats dürfen natürlich auch nicht fehlen. Selbst die Musik von Alexandre Desplat kommt uninspiriert szenenunterstützend rüber, was wohl kaum an mangelndem Talent des Komponisten gelegen haben wird. Auch die Bewegungen und Mienen der Schauspieler wirken mitunter wie aus dem Lehrbuch.

So einfallsreich „Valerians“ Welt daherkommen mag, so einfallslos ist leider auch seine filmische Struktur. Das zunächst positiv überraschte kindliche Auge wird so im Laufe des Films durch ein Gefühl richtiggestellt und ernüchternd geschärft, ausgelöst durch den schon tausendfach gesehenen Plot, das man Langeweile nennt. Am Ende bleibt nur der Mut zur anderen Welt lobenswert.